„Kunst im Keller“ – Malen mit geistiger Beeinträchtigung

Kunstgruppe Caritas Wohnen Hildesheim

Jennifer Sander im Gespräch mit einem Künstler

Foto: M.Richter

„Jeder Mensch ist ein Künstler!“, hat schon Joseph Beuys gesagt und diese Aussage trifft auch auf die Gruppe von beeinträchtigten Menschen zu, die regelmäßig einmal in der Woche im Hildesheimer Stadtteil Himmelsthür zusammenkommen, um ihren kreativen Ideen künstlerisch Ausdruck zu verleihen.

Betritt man die Kellerräume der Caritas-Einrichtung „Treffpunkt Mensch“, sieht man sich versetzt in ein echtes Künstleratelier: unendlich viele Farbtöpfe, Pinsel, Staffeleien, Leinwände und bemalte Tapeten an den Wänden.

An den Tischen sitzen Bewohner*innen aus den Wohneinrichtungen „Haus am Weiher“ und „Johannishof“. Hochkonzentriert und zum Teil in sich versunken gestalten sie ihre Leinwände. Ein bunter Blumenstrauß für den Geburtstag des Bruders ist ebenso zu sehen wie eine komplett schwarz gestaltete Leinwand, die sich Stück für Stück mit einer Spachteltechnik zu einem abstrakten bunten Gemälde entwickelt.

Aaron Rimbach, Heilerziehungspfleger im Johannishof Hildesheim, erinnert sich noch daran, als das Kunstprojekt vor fünf Jahren auf dem Dachboden der Einrichtung „Haus am Weiher“ gestartet ist. „Da war alles räumlich noch sehr eng, aber wir haben schnell gemerkt, dass viele Bewohner*innen großes Interesse an der Malkunst zeigten.“ Durch den Umzug in den „Treffpunkt Mensch“ können nun weitaus mehr Bewohner*innen zum Malen kommen.

„Unsere Idee war es, den Bewohner*innen unserer Wohneinrichtungen einen Raum für die Entwicklungen ihrer eigenen Phantasie zu ermöglichen – quasi Freiräume, um sich in einer anderen Form auszudrücken bzw. auszuleben“, beschreibt Jennifer Sander, Heilerziehungspflegerin im „Haus am Weiher“ und Leiterin der Kunstgruppe, die Zielsetzung des Projektes. „Außerdem stellen wir immer wieder fest, wie die Menschen durch die individuelle Gestaltung mit Farben, Formen und Materialien förmlich aufblühen.“

Einen therapeutischen Charakter hat dieses Projekt aber auch. „Kunst kann ruhig machen. Wir haben schon beobachtet, wie Teilnehmende, die sehr unruhig und ungeduldig sind, plötzlich still und konzentriert vor ihrer Aufgabe sitzen“, ergänzt Jennifer Sander.

Jennifer Sander und Aaron Rimbach sehen sich selbst weniger als Kunstlehrkräfte denn als Impulsgeber*in; sie wollen den Teilnehmenden nichts vorschreiben, sondern sie motivieren und so beraten, dass sie ihre eigenen Ideen und Gedanken in Form und Farbe ausdrücken können.

Eine erste Verkaufs-Ausstellung hat die Hildesheimer Kunstgruppe auch schon durchgeführt: in den Räumen des Diözesan-Caritasverbandes Hildesheim wurden die Exponate in Anwesenheit der Künstler*innen gezeigt und auch verkauft.

Text: M.Richter