Als Reporter bei „Radio Tonkuhle“: Inklusiver Bürgerfunk in Hildesheim

Inklusiver Bürgerfunk

Tobias Nüßlein aus dem Haus Moritzberg beim Interview mit den Pressesprechern der Polizei Hildesheim

Foto: M.Richter

Bekannt wurden sie deutschlandweit durch einen TV-Werbespot der Aktion Mensch: Tobias Nüßlein und Pascal Früchtenicht aus dem Haus Moritzberg, einer Wohneinrichtung für junge Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Seit einigen Monaten gehören sie zur Redaktion des Lokalsenders „Radio Tonkuhle“ in Hildesheim.

Die beiden jungen Männer produzieren mit anderen Redakteurinnen und Redakteuren Sendungen im Rahmen eines inklusiven Radio-Projekts. Sie suchen sich interessante Themen heraus, führen Interviews und gestalten ihre eigenen Beiträge mit Musik.

„Wie läuft das ab, wenn die Polizei zu einem Banküberfall gerufen wird?“, möchte Tobias Nüßlein von den Mitarbeitern der Pressestelle der Polizeiinspektion Hildesheim wissen. Heute ist ein Besuch bei der Polizei Hildesheim angesagt. Ausgerüstet mit Mikrofon, Aufnahmegerät und Schreibblock befragen die insgesamt fünf Reporter*innen ihre Gegenüber. Ohne Scheu und Hemmungen, selbstbewusst und sehr gut vorbereitet gelingt es den Reporter*innen, den beiden Pressesprechern eine Fülle von interessanten Informationen zu entlocken.

Das inklusive Projekt „LAUTER LEBEN“ wurde im Sommer 2019 durch eine Initiative der Diakonie Himmelsthür und mit finanzieller Unterstützung der Aktion Mensch ins Leben gerufen. „Mit diesem Projekt wird der partizipative Zugang für Menschen mit Behinderung zum lokalen Rundfunk aufgebaut. Es entsteht eine neue Radioredaktion, die Menschen selbst zu Wort kommen lässt, die in unserer Medienlandschaft meist Objekt der Berichterstattung sind“, heißt es seitens des Senders Radio Tonkuhle.

Die Radioredakteure haben mittlerweile neben den Gefängniszellen und der zentralen Wache auch ein Polizeiauto inspiziert und die Technik des Fingerabdrucknehmens kennengelernt, immer wieder begleitet von gut vorbereiteten, aber auch spontanen Fragen an die beiden Pressesprecher der Polizei.

„Ich versuche in der Vorbereitung auf eine Sendung, dass die Reporter*innen ihre eigenen Ideen, Erfahrungen und Fähigkeiten mit einbringen können“, sagt Winnie Wilka, die als Projektleiterin und Moderatorin die Reporter-Crew auf die Interviews vorbereitet und begleitet.

Neben diesem Besuch bei der Polizei haben die „Jung-Reporter*innen“ bereits Menschen bei der Feuerwehr, im Schwimmbad, in einem Wildgatter und in einer Försterei interviewt. Die Sendungen werden anschließend im Studio zusammengeschnitten, mit Musik ergänzt und jeden zweiten Montag bei „Radio Tonkuhle“ ausgestrahlt.

Welches neue Projekt geplant werden soll, welche Fragen man stellen könnte und was die Zuhörer*innen vielleicht wissen möchten, das entscheiden die Reporter*innen in einer Redaktionskonferenz immer mittwochs im Funkhaus von Radio Tonkuhle 105,3 in Hildesheim.

Text: M.Richter