Auf dem Weg zum selbstbestimmten Leben - 30 Jahre Caritas Wohnen für psychisch Kranke in Hann.Münden

30 Jahre Caritas Wohnen Hann. Münden. Einrichtungsleiterin Ursula Apostel zusammen mit zwei Klienten aus der Einrichtung                                                                                                                                           

 Foto: Katharina Ahnefeld

„Den Menschen eine Struktur und Routine im Alltag zu geben, das sind unsere wichtigsten Ziele“, sagt Sozialpädagogin Ursula Apostel, Leiterin von Caritas Wohnen in Hann.Münden, einer Einrichtung für psychisch kranke Menschen in der Trägerschaft der Stiftung Katholische Behindertenhilfe im Bistum Hildesheim.

Im Jahr 1990, also vor genau 30 Jahren, übernahm der Caritasverband für die Diözese Hildesheim den alten „Schäferhof“ in Hann.Münden und gründete dort ein Wohnheim für seelisch behinderte Menschen. Ursprünglich war der Hof ein Urlaubsheim für Borgward-Arbeiter, bis der Bremer Autokonzern 1963 das Haus aufgab und daraus ein Müttergenesungsheim wurde. Eigentlich hätte der Schäferhof vor ein paar Jahren grundlegend saniert werden müssen – dafür fehlte allerdings das Geld.

So wurde der Hof aufgegeben und aus der Not heraus ein neues Konzept geboren, das im Sinne der Inklusion ein dezentrales Wohnangebot vorsah. Seit 2010 leben die 35 zu betreuenden Menschen mit psychischer Beeinträchtigung nun in kleinen Wohnungen in einem Wohngebiet von Hann.Münden, wo sie am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, ortsnah einkaufen und sich treffen können.

Einen zentralen Anlaufpunkt mit Verwaltung und Tagesstruktur gibt es in der Innenstadt von Hann.Münden, innerhalb der Fußgängerzone. Hier können die Klienten unterschiedliche Angebote wahrnehmen, die zum Ziel haben, die jeweilige Tagesstruktur zu gestalten. So gibt es beispielsweise Beschäftigungsangebote im Bereich Kreatives Gestalten, im Hauswirtschaftsbereich oder auch verschiedene Gemeinschaftsangebote.

Darüber hinaus kümmern sich die 19 Mitarbeiter*innen im Rahmen von Hausbesuchen um die Klienten, die ihre Lebensführung in einer eigener Wohnung allein noch nicht bewältigen können. Dazu gehören Gespräche über die persönliche Situation, über die Haushaltsführung oder den Umgang mit Geld und Behörden.

Für Ursula Apostel, die bereits seit 27 Jahren die Einrichtung leitet, ist es ganz wichtig, dass die unterschiedlichen Hilfen, die angeboten werden, immer individuell an die Bedürfnisse und Interessen der zu Betreuenden angepasst werden. „Wir versuchen, eine Routine zu erschaffen, die es den Menschen ermöglicht, möglichst selbstbestimmt zu leben“, so Apostel.

Das für dieses Jahr geplante 30-jährige Bestehen musste corona-bedingt ausfallen und soll jetzt im Juli 2021 nachgeholt werden.

Text: M.Richter