Nicht blenden lassen von Kulis und Chips - Caritas-Mitarbeiter informiert Menschen mit Behinderung über die Wahl.

Mancher Wahl-Tipp ist auch für Menschen ohne Handicap wertvoll: Norbert Krümpelbeck im Vechtaer Andreaswerk
Foto: Kattinger

„Sagt den Leuten, dass am 26. September Wahl ist, geht hin und informiert Euch vorher!“ So lautet die Zusammenfassung von Norbert Krümpelbeck. Als Mitarbeiter der „Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB)“ im Landkreis Vechta informiert er im Moment Menschen mit Behinderung über die Wahlen. Seine Tipps sind wertvoll - auch für Menschen ohne Einschränkung.
„Wer nicht wählen geht, darf hinterher auch nicht meckern“, leitet der Vater eines Sohnes mit Down-Syndrom an diesem Morgen im Andreaswerk ein. Dazu müsse man sich vorher informieren, macht er vor den zehn Menschen in der Runde mit und ohne Rollstuhl deutlich. Seine Wahlentscheidung solle man nicht erst in der Kabine fällen.
 

„Bestellt Euch die Wahlprogramme der Parteien in ‚Leichter Sprache‘“, rät der Mitarbeiter des Landes-Caritasverbandes. Dort stünde auf 30 Seiten gut zusammengefasst, was man im regulären Programm in oft komplizierter Sprache auf 200 Seiten steht. Und Krümpelbeck macht keinen Hehl aus seiner eigenen Sympathie für diese Kurzfassungen.
Ebenso freut er sich über die Tatsache, dass seit zwei Jahren auch alle rund 8.000 Menschen mit Behinderung in Niedersachsen zur Wahlurne gehen dürfen. „Wer selbst nicht lesen oder schreiben kann“, ermuntert Krümpelbeck, „kann eine Vertrauensperson bitten, mit in die Wahlkabine zu gehen und die Kreuze da zu setzen, wo der Mensch mit Behinderung das möchte.“
Das könne auch ein Wahlhelfer sein. Auf jeden Fall sei es keine Schande, dafür um Hilfe zu bitten, so der Vechtaer, in der Runde einfach Norbert genannt. „Im Gegenteil: Es zeigt, dass ihr die Wahl ernst nehmt“, sagt Norbert, der Menschen mit Behinderung seit 30 Jahren über die unterschiedlichsten Wahlen informiert. 150 Wahlberechtigte mit Handicap waren es alleine in den letzten Wochen. Partei-Propaganda sei selbstverständlich tabu für ihn.
Keiner, so Krümpelbeck, solle sich blenden lassen durch kostenlose Kugelschreiber oder Chips am Wahlstand in der Fußgängerzone. Vielmehr solle jeder überlegen, ob ein Wahlversprechen umsetzbar sei.

Einen letzten Tipp gibt er zum Wahltag selbst: „Man kann zwar morgens um fünf vor acht kommen und dann warten, bis es losgeht. Wer aber abends um fünf nach sechs kommt, muss vier Jahre warten, bis er wieder wählen darf.“